Willkommen bei der Forschungsgruppe Franze
Zu den Schlüsselaspekten bei der Entwicklung des zentralen Nervensystems (ZNS) gehören die Bildung von neuronalen Axonen, ihr anschließendes Wachstum und ihre Führung durch dicke Schichten von Nervengewebe sowie die Faltung des Gehirns. All diese Prozesse sind mit Bewegung verbunden und müssen daher von Kräften angetrieben werden. Doch während unser Verständnis der biochemischen und molekularen Kontrolle dieser Prozesse rasch zunimmt, ist der Beitrag der Mechanik noch immer unzureichend verstanden.
Die Zellbewegung ist auch entscheidend an Störungen des ZNS beteiligt, z.B. an Fremdkörperreaktionen, bei denen aktivierte Gliazellen zu Implantaten (z.B. Elektroden) wandern und diese einkapseln, oder an der mangelnden Regeneration von Nervenzellen nach Verletzungen des ZNS (z.B. Rückenmark). Die Reparatur kann derzeit nicht gefördert werden. Bisher hat sich die Forschung - ohne größeren Durchbruch – hauptsächlich auf chemische Signale konzentriert, die das neuronale (Wieder-)Wachstum behindern und fördern.
Wir verfolgen einen anderen, interdisziplinären Ansatz und untersuchen, wie zelluläre Kräfte, lokale Zell- und Gewebenachgiebigkeit und zelluläre Mechanosensitivität zur Entwicklung und Erkrankung des ZNS beitragen. Unsere Methoden umfassen Rasterkraftmikroskopie, Zugkraftmikroskopie, maßgefertigte einfache und komplexe nachgiebige Zellkultursubstrate, optische Mikroskopie einschließlich konfokaler Laser-Scanning-Mikroskopie und zellbiologische Techniken. Wir haben zum Beispiel gezeigt, dass Nervengewebe mechanisch sehr heterogen ist. Darüber hinaus fanden wir heraus, dass Neuronen ständig Kräfte auf ihre Umgebung ausüben und dass sowohl Neuronen als auch Gliazellen auf mechanische Reize wie Gewebesteifung reagieren. Das Verständnis, wie und wann ZNS-Zellen aktiv Kräfte ausüben und auf ihre mechanische Umgebung reagieren, wird ein neues Licht auf die Entwicklung des ZNS werfen und könnte schliesslich zu neuen biomedizinischen Ansätzen zur Behandlung oder Umgehung von Störungen führen, die mechanische Signalgebung beinhalten.
Forschungsüberblick
Unser Labor untersucht, wie Neuronen mechanische und chemische Signale während Entwicklungs- und Regenerationsprozessen integrieren. Zu unseren Methoden gehören die Rasterkraftmikroskopie, die Zugkraftmikroskopie, speziell angefertigte einfache und komplexe nachgiebige Zellkultursubstrate, optische Mikroskopie sowie zell- und molekularbiologische Ansätze. Auf diese Weise konnten wir zum Beispiel zeigen, dass Nervengewebe mechanisch sehr heterogen ist. Dass Neuronen ständig Kräfte auf ihre Umgebung ausüben, und sie ebenso wie Gliazellen auf mechanische Hinweise reagieren, sind einige weitere Erkenntnisse, die unsere Forschungsgruppe gewinnen konnte. Die lokale Gewebemechanik reguliert die Entwicklung des Gehirns, indem sie die wachsenden neuronalen Axone direkt in die richtigen Bahnen lenkt. Sie trägt zum Aufbau der chemischen Landschaft bei, auf die die wachsenden Neuronen treffen. Künftige Forschungsarbeiten, die Ansätze aus der Physik und den Biowissenschaften integrieren, werden wichtige offene Fragen in diesem Bereich neu beleuchten und möglicherweise dazu beitragen, seit lange bestehende medizinische Probleme zu lösen.
Kontakt
Principal Investigator Professor Kristian Franze
Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin
Kussmaulallee 2
91054 Erlangen, Germany
Direktor des Instituts für Medizinische Physik und Mikrogewebetechnik
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Henkestr. 91
91052 Erlangen
Tel: +49 (0)9131 85-22310